01.03.2023
Bobsport

"Der Wechsel zur Eintracht hat eine Heimat geschaffen"

Seit einem Jahr wird bei Eintracht Frankfurt Bob gefahren. Hinter den Adlerträger:innen liegt ein aufregendes erstes Jahr mit dem Adler auf der Brust, das einige Tiefen aber vor allem Höhen zu bieten hatte.

So richtig glauben konnte es vor einem Jahr keiner, als Eintracht Frankfurt verkündete, dass in Zukunft 15 Bobsportler:innen mit dem Adler auf der Brust trainieren und an den Start gehen würden. "Die Presseanfragen überschlugen sich damals. Als wir noch in Peking bei den Olympischen Spielen waren, wurde ich bereits deswegen von Pressevertretern angerufen", erinnert sich Tim Restle. Restle ist Sportlicher Leiter von Eintracht Frankfurt Bobsport und hessischer Landestrainer. Und der Wechsel war erst der Anfang eines langen Jahres für den Bobtrainer. "Es war ein Aufbruch für uns, in den wir sehr euphorisch reingegangen sind. Weil neben dem Sportlichen so viel Neues passiert ist, war es aber eine sehr anstrengende Saison. Diese Dinge waren alle sehr positiv, aber in Summe einfach sehr viel."

Sportlich direkt erfolgreich

Nachdem die Adlerträger:innen den Sommer über trainiert und die ersten Leistungstests im Oktober hinter sich gebracht hatten, gingen die Wettkämpfe mit den Deutschen Meisterschaften in Altenberg los. Hier gingen gleich zwei Goldmedaillen, einmal Silber und einmal Bronze nach Frankfurt. Es sollten nicht die letzten Medaillen für die Eintracht bleiben. Insgesamt holten die Eintracht-Bobsportler:innen 31 Medaillen in ihrer Premierensaison. Je elfmal Gold und Silber und neun Bronzemedaillen konnten bei nationalen und internationalen Wettbewerben geholt werden.

Herausragend zeigte sich dabei Maureen Zimmer, die Mitte Januar Junioren-Weltmeisterin im Mono- und im Zweierbob wurde. "Das war die beste Saison, die ich bisher hatte in meiner Karriere", resümiert die 26-jährige Hessin im Anschluss an die Saison, zeigt sich aber im Anschluss auch direkt wieder ehrgeizig: "Ich freue mich auf meinen Urlaub, aber genauso freue ich mich darauf, danach wieder zu trainieren und mich weiter zu verbessern."

Der Ehrgeiz scheint den Bobsportler:innen im Blut zu liegen, denn auch Spartenleiterin Erica Fischbach sagt nach der Saison: "Wir sind eine kleine, aber erfolgreiche Truppe und wollen direkt im nächsten Jahr daran arbeiten, noch erfolgreicher zu werden." An Pause oder Urlaub wird hier nur sekundär gedacht.

Maureen Zimmer in Sigulda.

Tasche und Peth überraschen

Joshua Tasche und Christoph Peth nahmen in der Saison eine besondere Rolle ein. Die beiden Eintracht-Anschieber waren nicht fest auf Schlitten eingeplant, sondern nahmen Reservistenrollen ein. Reservisten im Bobsport müssen vor allem eines mitbringen: Geduld. Als Reservist:innen reisen die Athlet:innen mit zu Wettkämpfen ohne sicher zu wissen, ob sie starten oder nicht, denn sie springen nur ein, wenn jemand anderes kurzfristig ausfällt. Bei den beiden Eintrachtlern Peth und Tasche zahlte sich diese Geduld aus, beide kamen nicht nur als Reservisten zu Einsätzen, sondern konnten sogar Medaillen gewinnen.

Christoph Peth holte bei den Junioren-Weltmeisterschaften im Viererbob von Adam Ammour Silber. Joshua Tasche sprang beim Weltcuprennen in Innsbruck im Viererbob von Johannes Lochner ein und konnte direkt zusammen mit dem Team Bronze holen. Eine Woche später startete Tasche zusammen mit Pilot Maximilian Illmann bei den Weltcuprennen im lettischen Sigulda und konnte erneut Bronze holen. "Dass ich in den letzten beiden Weltcup-Einsätzen nochmal Bronze gefahren bin, war für mich ein riesiger Erfolg, gerade in Hinblick darauf, dass es meine erste Saison auf Weltcup-Niveau war", blick Joshua Tasche auf seine Saison zurück.

Auch für Trainer Tim Restle war der Erfolg der beiden Reservisten eine große Überraschung in diesem Jahr: "Der Vize-Weltmeistertitel von Christoph Peth ist für mich auf jeden Fall die Überraschung der Saison. Wir wussten vorher überhaupt nicht, ob er einen Einsatz bekommt und dann wird er Vize-Juniorenweltmeister. Das ist einfach super!" Aber auch für die Leistungen von Joshua Tasche hat er positive Worte parat: "Der dritte Platz von Joshi und Max in Sigulda war einfach ein Wettkampf bei dem alles zusammengepasst hat. Es gab über die Saison super viele Highlights, aber müsste ich mich auf eines festlegen, wäre es das.


                

Der Wechsel zur Eintracht war definitiv der richtige Schritt.

Christoph Hafer

Christoph Hafer, der bei den Olympischen Spielen in Peking 2022 Bronze holen konnte, wechselte ebenfalls zusammen mit Trainer Tim Restle sowie Freund und Anschieber Christian Hammers nach Frankfurt. Bobpilot Hafer musste in seiner ersten Eintracht-Saison komplett auf seinen Anschieber Christian Hammers verzichten, der laborierte noch an einer Fußverletzung und arbeitete über das Jahr an seinem Comeback. Hafer ging ohne seinen Stammanschieber an den Start und konnte einige Erfolge verzeichnen. Bei den Rennen in Übersee holte Hafer Bronze in Lake Placid und Park City, in Altenberg fuhr Team Hafer auf Platz zwei. Den Wechsel zur Eintracht und die erste Saison sieht Christoph Hafer positiv: "Wir sind sehr zufrieden, weil wir den Anschluss zur Weltspitze geschafft haben. Der Wechsel zur Eintracht war der richtige Schritt, die Trainingsbedingungen sind einfach Top!"

Bei all dem sportlichen Erfolg vergisst aber Trainer Tim Restle auch nicht die Athlet:innen, die dieses Jahr weniger Glück hatten: "Dass Vanessa Marck und Christian Hammers die gesamte Saison ausgefallen sind, ist ein großer Wermutstropfen für uns und wir freuen uns, wenn diese beiden Leistungsträger kommende Saison hoffentlich zurückkehren können."

Bobsportler:innen fühlen sich wohl bei der Eintracht

Insgesamt sind die Bobsportler:innen sich einig: Der Wechsel zur Eintracht war der richtige Schritt. "Ich werde überall auf den Wechsel angesprochen, wir werden viel stärker wahrgenommen und die Bobwelt guckt auf Eintracht Frankfurt. Wir sind mega Stolz ein großer Teil der Eintracht-Familie zu sein", schwärmt Spartenleiterin Erica Fischbach über ihre neue sportliche Heimat.

Trainer Tim Restle sieht es ganz ähnlich und sagt: "Der Wechsel hat eine Aufbruchstimmung erzeugt und eine Heimat geschaffen, aus der heraus man operieren kann und aus der noch ganz viel entstehen kann."