„Es ist alles selbstverständlicher, wir sind in Frankfurt heimisch geworden“, ließ Trainer Tim Restle jüngst verlauten. Es war erst die zweite Saison für Bobsport bei der Eintracht, die Adlerträger:innen sind mittlerweile aber gänzlich in Frankfurt angekommen. Nun sind die letzten Rennen gefahren, hinter den Bobsportler:innen liegen kräftezehrende Monate voller Highlights.
Bitterer Ausfall
Zunächst startete die Saison aber mit einem Dämpfer. Zwar überzeugten die Eintrachtler:innen aus sportlicher Sicht bei den Anschubtests im Oktober, mit Christoph Peth verletzte sich ein Adlerträger aber schwerwiegend. Aufgrund einer Oberschenkelblessur musste der Anschieber die gesamte folgende Saison aussetzen.
Im November standen dann die ersten Selektionsrennen auf dem Programm und es ging zu den Deutschen Meisterschaften nach Winterberg. Für die Bobsportler:innen der Eintracht regnete es zahlreiche Medaillen. Vor allem Issam Ammour wusste zu überzeugen und sicherte sich im Schlitten seines Bruders Adam sowohl im Zweier- als auch im Viererbob Gold. Ein Trend, der sich durch die gesamte Saison fortsetzen sollte. Auch bei den finalen Selektionsrennen in Altenberg lieferte Anschieber Issam Ammour eine Woche später ab und wieder siegte der Bruder-Bob. Folgerichtig entschied Bundestrainer René Spies, den letzten Startplatz im Weltcup an die Geschwister zu vergeben.
Das Glück für die Einen bedeutete aber das Pech für die Anderen. Christoph Hafer verpasste zusammen mit seinem langjährigen Anschieber und Freund Christian Hammers die Nominierung für den Weltcup und durfte in dieser Saison bis auf einen Einsatz nur zuschauen. „Es war einfach sehr schade, weil es Christoph Hafer und Christian Hammers nicht nur den Weltcup, sondern auch die Heim-WM gekostet hat“, trauert Trainer Tim Restle der verpassten Möglichkeit nach.
Sensationssaison für Ammour-Brüder
Die Entscheidung für das Ammour-Duo sollte der Bundestrainer aber nicht bereuen, bereits bei ihrem zweiten Weltcupwochenende in Innsbruck holten die beiden Bronze. Noch besser sollte es dann im Februar kommen, als mit den Weltcuprennen in Sigulda auch die Europameisterschaften ausgetragen wurden. Zusammen mit seinem Bruder setzte der Eintrachtler Issam im Zweierbob die schnellste Zeit des Teilnehmerfeldes und krönte sich sensationell zum Europameister. Eine Leistung, die der Anschieber so schnell nicht vergessen sollte. „Die Saison ist besser gelaufen, als wir uns je erträumt haben. Ziel war zunächst nur, in den Weltcup zu kommen. Dass wir dann nicht nur Weltcups gewinnen, sondern auch den EM-Titel holen, ist einfach krass“, so der Adlerträger.
Der Höhenflug der Ammour-Brüder ging aber noch weiter, Ende des Monats stand mit den Heim-Weltmeisterschaften in Winterberg das Highlight der Saison an. Zunächst waren die Rennen im Zweierbob an der Reihe, in welchem die beiden zum wiederholten Male über sich hinaus wuchsen und sich die Silbermedaille sicherten. Eine Woche später kam im Viererbob sogar noch weiteres Edelmetall hinzu, in der Königsdisziplin holte der Geschwister-Bob mit Bronze die zweite WM-Medaille – ein Riesenerfolg.
Ein Traum ging in Erfüllung - ein Traum, für den ich viele Jahre hart gearbeitet habe.
Issam Ammour, Anschieber
„Das große Finale war die Heim-WM zusammen mit der ganzen Familie und meinem kleinen Bruder vor mir als Pilot im Schlitten. Ein Traum ging in Erfüllung - ein Traum, für den ich viele Jahre hart gearbeitet habe“, erzählt Issam Ammour voller Stolz. „Ich habe jetzt meine erfolgreichste Saison zu Ende gebracht. Ich durfte hinter meinem Bruder sitzen und nach sehr langer Zeit Erfolge einfahren. Genugtuung für mich ist: Es kam alles zusammen mit meinem Team und meinem Bruder!“
Gold bei Heim-WM
Aber nicht nur für Issam Ammour waren die Heim-Weltmeisterschaften etwas ganz Besonderes, auch Vanessa Mark ging in Winterberg an den Start. Zum wiederholten Mal trat die Eintrachtlerin dabei mit ihrer Pilotin Lisa Buckwitz an. Die Kombination hatte sich im Saisonverlauf bereits bewährt, zusammen holte das Duo in Innsbruck Weltcup-Gold. Bei der WM zeigten Vanessa Mark und ihre Pilotin eine ähnlich starke Leistung und lieferten sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit Laura Nolte - mit dem besseren Ende für die Eintrachtlerin: mit einem Vorsprung von nur 0,05 Sekunden fuhren Vanessa Mark und Lisa Buckwitz zu Gold.
Weltmeisterin auf der Heim-Bahn vor meiner Familie an meinem Geburtstag - diese Moment werde ich mein ganzes Leben lang nicht vergessen!
Vanessa Mark, Anschieberin
Nicht weniger schlecht lief es für Anschieberin Vanessa Mark: „Weltmeisterin auf der Heim-Bahn vor meiner Familie an meinem Geburtstag - diesen Moment werde ich mein ganzes Leben lang nicht vergessen! Es hätte einfach nicht besser laufen können“, berichtet Vanessa Mark überglücklich. „Rückblickend hätte die Saison nicht besser laufen können. Ich habe Einsätze im Weltcup bekommen und sogar einen Weltcupsieg. Ich konnte mich von Rennen zu Rennen steigern und war mehrmals unter den Top drei besten Startzeiten. Außerdem hatte ich keine großen Verletzungen, was für mich mittlerweile sehr schön und beruhigend ist.“
Bei Anschieber Joshua Tasche war die Gefühlslage gegensätzlich, bei der WM musste der Eintrachtler aussetzen und wurde nicht nominiert. Dabei hatte der Adlerträger im bisherigen Saisonverlauf klasse Leistungen gezeigt und direkt zum Start der Saison im Team Lochner Weltcupgold in China geholt. Hinzu kamen eine Silbermedaille in Innsbruck und zwei Mal Silber in Lake Placid am letzten Weltcupwochenende.
Aufstieg in den Weltcup
Ein ähnliches Schicksal ereilte Maureen Zimmer, die zum Unverständnis ihres Trainers Tim Restle ebenfalls nicht bei den Weltmeisterschaften antreten durfte. Es wäre die Krönung einer sonst sehr starken Saison gewesen, die der Pilotin verwehrt blieb. Zu Beginn startete diese nämlich noch im Europacup, wo sie mit zahlreichen Medaillen für Aufsehen sorgte und sich so für den Weltcup empfehlen konnte. So holte sich die Eintrachtlerin in Lillehammer an einem Europacupwochenende gleich zwei Silber- und zwei Goldmedaillen. Am selben Ort gab sie eineinhalb Monate später ihr Weltcupdebüt und zeigte in der Königsklasse des Bobsports in der Folge stets souveräne Leistungen.
Zusammen mit Maureen Zimmer im Zweierbob in Lillehammer saß Anschieberin Cynthia Kwofie. In der Konstellation holten die Beiden als erster reiner Eintracht-Bob Gold. Bei einer Goldmedaille in der Saison sollte es für Adlerträgerin Kwofie aber nicht bleiben, bei der Junioren-WM in St. Moritz raste sie im Schlitten von Charlotte Candrix auf Rang eins und feierte somit den größten Erfolg ihrer noch jungen Karriere. Eine Woche später kam es dann noch besser: auch bei der Junioren-EM in Innsbruck setzte das Duo die schnellste Zeit.
Nun geht es für die Bobsportler:innen in eine kurze Sommerpause, bevor es für die Anschieber:innen bereits Ende April mit der Vorbereitung losgeht. In der nächsten Saison soll dann die Erfolgsgeschichte Bob bei der Eintracht fortgeschrieben werden.